June 17, 2025
Warum zeigt mein Hund nicht, dass er Schmerzen hat?
Hunde sind Überlebenskünstler. In freier Wildbahn wäre es gefährlich, wenn ein Tier seine Schwäche zeigt. Es könnte aus dem Rudel ausgeschlossen werden. Oder ein leichtes Ziel für Feinde sein.
Diese Verhaltensmuster tragen unsere Haushunde noch heute in sich. Auch wenn sie in einem sicheren Zuhause leben, zeigen sie Beschwerden oft erst sehr spät.
Dazu kommt: Hunde sind sehr anpassungsfähig. Wenn etwas weh tut, meiden sie die Bewegung einfach – und finden andere Wege. So entsteht ein neues Bewegungsmuster, das manchmal sogar lange funktioniert. Aber auf Dauer belastet das den Körper zusätzlich.
Woran du erkennst, dass dein Hund Schmerzen haben könnte?
Hier sind einige typische Anzeichen, die dir helfen können, Veränderungen bei deinem Hund frühzeitig zu erkennen:
🔸 Dein Hund bewegt sich anders
Er läuft steifer, langsamer oder verlagert das Gewicht. Vielleicht humpelt er manchmal leicht, oder er schont eine Pfote – aber nur ganz kurz.
🔸 Er vermeidet bestimmte Bewegungen
Er springt nicht mehr ins Auto oder auf die Couch. Vielleicht geht er nicht mehr gern die Treppe oder dreht sich beim Spielen nicht mehr so wie früher.
🔸 Er steht mühsam auf
Vor allem nach dem Schlafen. Er wirkt dabei unbeholfen oder braucht länger.
🔸 Er ist schneller erschöpft
Spaziergänge werden kürzer. Oder er bleibt öfter stehen, schnüffelt lange, als wolle er Zeit gewinnen.
🔸 Er zieht sich zurück
Statt mittendrin zu sein, liegt er lieber im Nebenraum. Oder er reagiert empfindlich, wenn man ihn streichelt – besonders an Rücken, Schultern oder Beinen.
🔸 Er zeigt Unruhe
Hechelt, obwohl es nicht heiß ist. Leckt sich ständig an bestimmten Stellen. Oder verändert seine Schlafposition.
🔸 Sein Blick ist „anders“
Du kennst den Ausdruck in seinen Augen – aber irgendetwas ist verändert. Er wirkt müde oder angespannt.
All das sind mögliche Zeichen, dass dein Hund körperliche Beschwerden hat. Wenn du mehrere dieser Dinge beobachtest, lohnt es sich, genauer hinzusehen – und nicht einfach nur „das Alter“ verantwortlich zu machen.
Warum Schonung keine Lösung ist?
Wenn wir merken, dass unser Hund Schmerzen hat, ist der erste Impuls oft: „Er darf sich jetzt nicht mehr so anstrengen.“ Das ist gut gemeint – aber leider langfristig keine gute Idee.
Denn wer sich kaum noch bewegt, verliert schnell an Muskelkraft. Die Gelenke werden unbeweglicher, Sehnen und Bänder verlieren ihre Elastizität. Und genau das verstärkt die Probleme oft noch.
Bewegung ist wichtig – gerade bei Schmerzen.
Aber: Sie muss angepasst, sanft und gezielt sein.
Wie gezielte Bewegung deinem Hund helfen kann?
Ein individuell abgestimmtes Bewegungstraining ist eine der besten Möglichkeiten, deinem Hund zu helfen – ganz ohne Medikamente. Es wirkt auf vielen Ebenen:
✅ Schmerzlinderung: Bewegung regt die Durchblutung an. Dadurch werden Entzündungsstoffe abtransportiert und Verspannungen gelöst.
✅ Muskelaufbau: Gut trainierte Muskeln stabilisieren Gelenke und entlasten die Wirbelsäule.
✅ Mehr Beweglichkeit: Durch regelmäßiges, bewusstes Training bleiben die Gelenke geschmeidig.
✅ Mehr Sicherheit: Der Hund gewinnt wieder Vertrauen in seinen Körper. Das wirkt sich auch positiv auf seine Stimmung aus.
✅ Lebensfreude: Bewegung setzt Glückshormone frei. Hunde blühen regelrecht auf, wenn sie spüren, dass sie wieder mehr können.
So kann das Training aussehen
Ein gutes Bewegungstraining muss weder kompliziert noch zeitaufwendig sein. Schon 5–10 Minuten am Tag können viel bewirken. Wichtig ist, dass du es regelmäßig machst – und auf deinen Hund eingehst.
Hier ein paar einfache Beispiele:
🔸 Gleichgewichtsübungen: Zum Beispiel auf einer wackeligen Unterlage stehen – das fördert Stabilität und Körperspannung.
🔸 Gewichtsverlagerung: Langsames Vor- und Zurückgehen. Auch Slalom um Hütchen oder Bäume.
🔸 Zielgerichtete Bewegungen: Pfote geben, „Männchen“ oder Cavaletti-Training.
🔸 Aktives Dehnen: Leckerli langsam zur Seite führen, damit dein Hund sich bewusst mit dem Kopf dreht.
🔸 Stufenübungen: Zum Beispiel kontrolliert über niedrige Hindernisse steigen.
Ganz wichtig: Weniger ist mehr. Dein Hund soll Spaß haben – kein Muskelkater. Es darf ruhig leicht aussehen, denn oft wirken gerade die einfachen Übungen am besten.
Achte dabei auf diese Dinge
• Wärme deinen Hund auf, bevor ihr loslegt – z. B. durch lockeres Spazierengehen.
• Beobachte seine Reaktionen. Wenn er gähnt, sich schüttelt oder sich abwendet, braucht er eine Pause.
• Trainiere auf rutschfestem Untergrund. Eine Yogamatte oder ein Teppich sind ideal.
• Hör auf, wenn es zu viel wird. Ein guter Trainingsmoment ist, wenn er noch motiviert ist – nicht erst, wenn er nicht mehr kann.
• Mach es zu einem festen Ritual. Vielleicht nach dem Frühstück oder abends beim gemeinsamen Entspannen.
Fazit: Du kannst viel bewirken
Du kennst deinen Hund am besten. Wenn du das Gefühl hast, dass er sich verändert hat, dann vertrau diesem Gefühl. Oft sind es genau diese kleinen Veränderungen im Alltag, die erste Hinweise auf Schmerzen geben.
Und das Schöne ist: Du kannst ganz aktiv etwas für ihn tun.
Mit deiner Aufmerksamkeit. Deiner Zeit. Und ein bisschen gezielter Bewegung.
Denn jeder Schritt, den ihr gemeinsam macht, zählt.
Für mehr Lebensfreude, mehr Beweglichkeit – und mehr unbeschwerte Momente miteinander.

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Dann schau dir gern mein Trainingskartenset an. Es ist extra für Hunde gemacht, die wieder fitter und beweglicher werden sollen – mit einfachen Anleitungen, die du ganz leicht zu Hause umsetzen kannst.